God of War im Test.

Autor des Artikels: Steven Wilcken

Sony hat uns die Möglichkeit gegeben God of War anzuschauen. Da wir unser Exemplar erst Samstag erhalten haben, erscheint unser Test verhältnismäßig spät. Viele größere Medien haben unter Auflagen schon 10 Tage vor Release einen Test veröffentlichen können. Wir durften nun ganz ohne Einschränkungen rezensieren. Ist God of War wirklich so gut, wie sein Ruf?

Neustart von God of War?

Kratos existiert schon seit der PlayStation 2, hat zahlreiche Schlachten geschlagen und über Jahre hinweg grichische Götter auseinander genommen. Spätestens zu God of War Ascension muss Sony bewusst geworden sein, dass God of War nur weiterhinn funktioniert, wenn man komplett neue Akzente setzt. Laut Game Director Cory Barlog soll Sony eigentlich gar die God of War Marke nach Ascension abgeschrieben haben.

Glücklicherweise hat sich Santa Monica für einen weiteren Teil eingesetzt. Der sollte aber die nötige Zeit erhalten und war letztlich 5 Jahre in Entwicklung. Geboten wird den Spielern ein Mix aus alten und neuen Elementen. So gibt es weiterhin Kratos als Haupthelden und auch die Darstellungskunst ist weiterhin sehr brutal und brachial.

God of War mit Emotionen

Jedoch war es das auch schon an alten Elementen. Kratos ist deutlich älter, hat nun einen Vollbart, einen Sohn und ein schickes Häuschen im verschneiten Norden. Seine Geschichte scheint ihn geprägt zu haben. Er versucht mit alten Geschichten abzuschließen, sich zu beherrschen. Doch so richtig öffnen kann sich Kratos nicht – auch nicht seinem Sohn gegenüber. Wenn Kratos dann doch mal in Grübeln kommt und kurze Momente mit seinem Sohn teilt, dann ist das besonders Emotional. Und alleine diese Emotionalität ist etwas ganz neues in God of War. Santa Monica schafft dabei den Balance-Akt, dass der Sohn niemals nervig wirkt, sondern sich wirklich gut in die Geschichte einpasst. Das gilt auch für das Kampfsystem.

Neues Kampfsystem und Kamerperspektive

Aber auch spielerisch ändert sich einiges. Cory Barlog – Game Director God of War – hat sich für eine Third Person Perspektive entschieden. Ab und zu wechselt die Perspektive in eine freie Kamera, die so designt wurde als würde ein Kameramann Kratos und seinem Sohn folgen. Beeindruckend – es gibt nicht einen Schnitt. Obwohl manchmal komplette Umgebungen auseinander gehauen werden, bleibt die Kamera immer hinter Kratos und zeigt wirklich beeindruckende Szenen.
Aber auch im Kampf ändert sich vieles. Kratos setzt nun auf eine Einhand-Axt und Schild. Kombos sind nun nicht mehr wichtig, stattdessen werden Einzelkämpfe in den Fokus gerückt. Durch Waffenrunen lernt Kratos stets neue Angriffe dazu, die er dann doch wieder Kombinieren kann. Grundsätzlich kommt es aber viel mehr auf Reaktion an, denn ihr könnt angriffen flink ausweichen oder diese Blocken und zum Gegenangriff ausholen. Taktisch kann Kratos seine Axt auch werfen – ein Element das auch viel in Rätseln genutzt wird.
Natürlich dürfen aber auch die Brutalen Szenen im Kampf nicht fehlen. Auf Knopfdruck könnt ihr nämlich eine Execution auslösen und große Gegner werden ohnehin in einer beeindruckenden End-Sequenz vermöbelt und getötet.

Rollenspiel-Elemente, offene Welt und ausrüstung

Aber auch in der Freiheit und dem Fortschritt legt man ordentlich Hand an. Denn ihr könnt kräftig ausrüstung Schmiden, Waffen verbessern, Leveln, Nebenaufgaben lösen, an alte Ortschaften zurückkehren und so weiter. Jup – das klingt nicht nur nach Rollenspiel, sondern fühlt sich im Spiel auch so an. Fortschritt-Systeme waren schon immer gegeben, aber noch nie so weitreichend.

Noch etwas für ursprüngliche God of War Fans

God of War für sich betrachtet ist ein mehr als gelungenes Spiel und wahrlich ein Meisterwerk. Allerdings hat God of War viel Tradition und die Änderungen sind teils sehr radikal. Obwohl man sich in der Darstellung mühe gibt, das alte God of War Feeling einzufangen, bleibt unterm Strich doch das Gefühl, ein völlig anderes Spiel zu spielen. Es würde mich nicht verwundern, wenn das Fans der Serie enttäuscht.
Jedoch wäre es Schade God of War aus diesem Grund zu meiden. Ihr würdet ein wirklich herausragendes Spiel verpassen. Als Tipp sei daher gesagt, seid offen für eine neue Erfahrung! Ansonsten ist die Enttäuschung vorprogrammiert.

Grandiose technische Interpretation

Vor allem technisch hat God of War PlayStation Anhängern einiges zu bieten. God of War sieht wirklich großartig aus und zeigt ein weiteres Mal, wie viel sich durch Zielgerichtete Optimierung aus Konsolentiteln herauskitzeln lässt. Nicht nur dass die Welt vor Details strotzt, liefert man euch weltklasse Animationen, Licht/Schatten-Effekte, grandiose Designmodelle und eine frische Kameraperspektive, die in dieser Form noch nie dagewesen ist.
Außerdem muss man eindeutig den die ausgezeichnete deutsche Synchronisation loben. Die Dialoge sind äußerst meisthaft umgesetzt, glaubwürdig und man merkt, dass die Sprecher ihre Charaktere verstanden haben.
Dank des ausgezeichneten Soundtracks wird euch ein Audio/Visuelles Erlebnis geboten, das ein weiteres Mal einen Meilenstein auf der PlayStation 4 setzt.

Fazit

God of War ist mutig. Wertungstechnisch hat sich dieser Mut bereits ausgezahlt. God of War zählt zu den Bestbewertesten Spielen der Welt. Nun muss man nur noch die alten Fans und die zahlreichen PS4 Besitzer überzeugen, die zuvor God of War nicht kannte.
Und das ist Santa Monica und Sony nur zu wünschen! God of War bricht mit so vielen Regeln, sei es die Regeln der eigenen Franchise oder die Regeln der großen Third-Party-Publisher, die solche Spiele als „Risiko“ bewerten und nicht mal ansatzweise anfassen würden.
Ich finde die Neuinterpretation äußert gelungen und mich hat das Spiel dermaßen gepackt, dass es schwierig war den Controller bei seite zu legen. Gleichzeitig muss ich aber auch an den grandiosen Ursprung der Marke zurückdenken und kann durchaus eine gewisse Trauer um alte Spielmechaniken nachvollziehen.
Aber sind wir ehrlich! Videospiele haben sich weiter entwickelt und God of War ist die gelungene Konsequenz aus diesem Fakt. Um auf die ursprüngliche Frage einzugehen „ist god of War so gut wie sein Ruf? – Ja! God of War ist ein Meisterwerk.
Kaufempfehlung: Ja – greift zu!